„Vielstimmigkeit ist ein hervorragender Charakterzug von dir“

Text: Prof. Dr. Kathrin Rothenberg-Elder

Ich finde es immer ein bisschen schwierig, mich zu loben, aber als ich diesen Glückskeks auf einer Dienstreise in einem Bahnhofsrestaurant öffnete, dachte ich, dass er tatsächlich mich ein Stück weit beschreibt und das hängt auch mit unserem Thema der Vielstimmigkeit zusammen. Denn die Stimmen der anderen zu fördern, und sie dann durch meine Stimme zu unterstützen – darum geht es mir eigentlich bei meiner Arbeit mit Studierenden. Ich finde das immer wieder bereichernd, meine Stimme in die Stimmen anderer zu flechten. Da entsteht ein Stück Magie, eine Art fast überweltlicher Schönheit – nicht weil ich so gut wäre – einfach, weil gesungen wird.  
 

Dazu ist gerade das musikalische Lernen für mich eine sehr interessante Mischung zwischen Unterwerfung und Meisterschaft zwischen dem Akzeptieren der eigenen Unvollkommenheit und einem Streben danach, sie zumindest zum Teil und vielleicht ein Lied lang zu überwinden. Glücklicherweise habe ich früh gelernt, meine Vielstimmigkeit anzunehmen: Dass ich eben alles Mögliche sein darf: Professorin und Dichterin, Mutter und Sprecherin und eine, die einfach auch gerne allein ist, eine, die vergnügt ist und eine, die an sich selbst zweifelt und eine, die selbstbewusst ist – wie meine Studierenden und auch Kolleg:innen, die oft auch vieles sind: Studierende und Trainer oder Lehrende und Autor:innen etwa. Wenn eine Stimme schwächer wird, dann ist das kein so großes Problem, es gibt viele. Ich bin eben eine Professorin, die gern singt – und die, übrigens, sich immer freut, auch die Stimmen anderer zu fördern.
 

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