Diversität als Sicherheitsproblem?

Prof. Dr. Stephan Convent ist Vizepräsident

Prof. Dr. Stephan Convent ist Vizepräsident der DIPLOMA-Hochschule und Dekan des Fachbereichs Wirtschaft. Er war im Bereich der Unternehmensentwicklung und in der Geschäftsführung von Logistik- und Sicherheitsunternehmen tätig. Convent konnte u. a. bei der DHL und der Rhenus SE die Dynamik der Globalisierung und den Aufwuchs an Vielfalt im Geschäftsleben hautnah erleben. Verena Schmidbauer ist frischgebackene Absolventin des Studiengangs MBA an der DIPLOMA und promoviert derzeit. 
 

Dr. Carsten Kolbe (CK): Wie haben Sie, Herr Convent, diese Vielstimmigkeit in Ihrer Zeit als Verantwortungsträger in diesem globalen Unternehmen erlebt?
Prof. Dr. Stephan Convent (SC): Ich habe Vielstimmigkeit als kulturelle Vielfalt und unterschiedliche Identitäten durch unterschiedliche interne und externe Perspektiven bereichernd erlebt. Unternehmen in der Logistik und im Sicherheitsmanagement können besser auf die Herausforderungen und Chancen des Wettbewerbs reagieren, wenn sie Vielstimmigkeit und unterschiedliche Perspektiven wertschätzen. Vielfalt erfordert ein tiefes Verständnis und eine sorgfältige Integration verschiedener Stimmen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und Unternehmen global erfolgreich zu führen.

CK: Herr Convent, erschwert diese Vielfalt der verschiedenen Kulturen nicht die Zusammenarbeit gerade in kritischen Situationen für Sicherheitskräfte, wie sie bspw. bei Fußballspielen, Konzerten, Flüchtlingsheimen usw. auftreten können?
SC: Grundsätzlich ist Vielfalt bereichernd, wenn ein gemeinsames Ziel verfolgt wird. Ich könnte mir ohne Zuwanderung kaum eine erfolgreiche Sicherheitsbranche in Deutschland vorstellen, da Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund ein integraler und sehr wertgeschätzter Teil der Branche sind. Eine gemeinsame Sprache ist hierbei für den Erfolg immer das A und O. Sprach- und Kulturkenntnisse erleichtern den Zugang zum Berufsleben, zu Hochschulen und zur Gesellschaft, überwinden Barrieren, ermöglichen Teilhabe und produktive Vielfalt. Deswegen absolvieren Sicherheitsmanager und -managerinnen an der DIPLOMA-Hochschule die Lehrveranstaltung „Interkulturelle Kommunikation”.

CK: Sie werden heute begleitet von Frau Verena Schmidbauer, die derzeit eine besonders erfreuliche Zeit erlebt. Frau Schmidbauer, zunächst möchte ich Ihnen herzlich zum Abschluss Ihres MBA-Studiums an der DIPLOMA und zur Aufnahme Ihres Promotionsstudiums gratulieren! Was sind für Sie für einen professionellen Umgang mit Vielstimmigkeiten die wichtigsten Lehren aus Ihrem Studium?
Verena Schmidbauer (VS): Elementar beim professionellen Umgang mit Vielstimmigkeit ist die Offenheit und das Gehör dafür. Der gemeinsame Austausch und die Summe vieler verschiedener Stimmen hilft für ein gemeinsames Verständnis. Während des Studiums treffen viele verschiedene Persönlichkeiten aufeinander. Wir üben bspw. in Gruppenarbeiten den professionellen und respektvollen Umgang. Verschiedene Meinungen befeuern die Diskussion und genau diese erzielt oft einen großen Lerneffekt. 

CK: Eine Frage an Sie beide: Erleben Sie eine Vielstimmigkeit an der DIPLOMA-Hochschule – jetzt nicht nur als Unternehmen gesehen? Und wenn ja wo und wie?
VS: Persönlich habe ich diese Vielstimmigkeit an der DIPLOMA-Hochschule besonders im Bachelorstudiengang zwischen den verschiedenen medizinischen Berufen erlebt. Wir entwickelten untereinander und für das große Ganze ein besseres Verständnis. Auch beim Masterstudium General Management habe ich von diesem vielstimmigen und interdisziplinären Austausch bspw. bei der Bearbeitung von Projektarbeiten profitiert. Mein persönlicher Horizont hat sich erweitert. 
SC: Vielstimmigkeit bringt im wissenschaftlichen Diskurs verschiedene Perspektiven, Ansichten und Ideen zusammen und führt zu einem umfassenderen Verständnis. Die Studierenden erkennen Vorurteile und blinde Flecken. Die offene, kritische Denkweise und die wissenschaftlichen Debatten tragen dazu bei, Wissen und Erkenntnisse voranzutreiben. 

CK: Frau Schmidbauer, Ihr persönlicher Bildungsweg ist vielfältig. Wie sieht Ihre Bildungsbiografie aus? Welche Erfahrungen haben Sie besonders bereichert? 
VS: Nach meinem Realschulabschluss habe ich parallel eine Ausbildung zur MTLA (Medizinische Technologin für Laboratoriumsanalytik) absolviert und an einer Abendschule die Fachhochschulreife erlangt. Im Anschluss arbeitete ich im mikrobiologischen Labor und Zentrallabor einer Klink. Gleichzeitig studierte ich Medizinalfachberufe (Bachelor) an der DIPLOMA Hochschule. Der Bachelorabschluss ermöglichte mir im Medizincontrolling (Krankenhausverwaltung) tätig zu werden. Das nebenberufliche Angebot des Masterstudiums General Management (MBA) der DIPLOMA Hochschule passte für meinen nächsten Karriereschritt wie Faust aufs Auge. Ich stieg in dieser Zeit zur stellvertretenden bzw. kommissarischen Leitung des Medizincontrollings im Krankenhaus auf. Nun erfülle ich mir als wissenschaftliche Mitarbeiterin meinen nächsten Traum – eine Promotion. 
Jeder Schritt von der Ausbildung, meiner beruflichen Tätigkeit im Routinebetrieb bis hin zum Bachelor- und Masterstudium ermöglichte mir fundiertes, praktisches und theoretisches Wissen aufzubauen. Ich habe dadurch die Vielstimmigkeit der Mitarbeitenden und Berufsgruppen kennengelernt. Das kommt mir heute bspw. beim Projekt- und Prozessmanagement enorm zugute. Durch mein berufsbegleitendes Bachelor- und Masterstudium und meine Praxis beobachte ich, dass ich im Verhältnis zu Gleichaltrigen besser mit Vielfalt und Vielstimmigkeit umgehen kann. 

CK: Was möchten Sie als nächstes machen?
VS: Als wissenschaftliche Mitarbeiterin möchte ich mit meiner Promotion durch ein Forschungsprojekt meinen Teil zur Wissenschaft beitragen. Als Lehrbeauftragte an der DIPLOMA für das MBA-Planspiel kann ich meine eigenen Erfahrungen aus dem MBA einbringen, wertvolle Lehrerfahrung sammeln und meinen persönlichen Horizont erneut erweitern. Dank der DIPLOMA-Hochschule für das entgegengebrachte Vertrauen und meine persönliche Erfolgsstory!
SC: Die DIPLOMA-Hochschule freut sich natürlich sehr, liebe Frau Schmidbauer, Sie als Studierende auf Ihrem Bildungsweg begleitet zu haben. Jetzt freue ich mich schon sehr auf die weitere Zusammenarbeit im Fachbereich Wirtschaft mit Ihnen, liebe Frau Kollegin! 
 

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Illustration: Antje Schulz

Illustration: Antje Schulz

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