Geld ausgeben oder sparen – das ist hier die Frage!

Text: Prof. Dr. Dipl.-Psych. Elisabeth Böhnke

Illustration: Juliana Mestiço <julianamestico@gmail.com> 

Geld anzusparen heißt, heißt für die Zukunft vorsorgen, mit dem Geld von heute. Sparen bedeutet langfristiges Denken, Ziele haben und sich ihnen gegenüber zu verpflichten. Wer heute zumindest einen Teil seines Geldes spart, kann zukünftig mehr konsumieren. Vorausgesetzt, das zur Verfügung stehende Kapital wurde produktiv verwendet. Die einzige Alternative dazu besteht darin, einfach mehr zu arbeiten und mehr Geld zu verdienen. Wichtig ist auch zu verstehen, dass Sparen nicht bedeutet, etwas nicht auszugeben, was man gar nicht hat. Ja, warum sollte man Geld ausgeben, was man gar nicht hat, um Menschen zu beeindrucken, die man gar nicht mag?
Ist dann Sparen nichts anderes als zukünftiger, aufgeschobener Konsum? Welche persönlichen Anreize gibt es, finanzielle Freiheit zu erlangen und auf finanzielle Überraschungen gut vorbereitet zu sein? Welches Ziel verfolge ich mit dem Sparen? Wie gehe ich mit den „geheimen Verführern“ in der Verkaufswelt um, wie z.B. Werbung, Medien, unendlicher Produktvielfalt und ausgeklügelten Manipulationstechniken bei Kaufanreizen, u.a.? Welche Rolle spielt der „soziale Vergleich“ mit anderen bei Anschaffungen und Geldausgaben, wie z.B. Status, Macht, Ansehen, u.a.?
Ein altes Sprichwort besagt: „Von den Reichen kannst Du das Sparen lernen!“ so die Silent Generation, auch Traditionalisten genannt, umfasst die Jahrgänge ca.1928–1945 (manchmal bis 1955) bei der Sparsamkeit eine Tugend vielfach aus der Not geboren war und sich in für uns heute anmutende Verhaltensweisen komisch äußerte, wie z.B. wurden Papierservietten geteilt aus Spargründen.
In Japan lernen die Kinder von klein an, ein Haushaltsbuch zu führen gemäß ihren Einnahmen (wie z.B. Taschengeld) und ihren Ausgaben. Das Büchlein, was jeder kennt, heißt „Kakebo“. Dort wird alles eingetragen und ausgerechnet, versehen mit Sparziel zu Beginn des Monats und dem definitiv Gesparten am Ende des Monats. Ja, sowas wünsche ich mir schon für die Grundschule in Deutschland auch. Eine sehr pragmatische Sozialisation im Umgang mit Geld.
In Spanien beobachtete ich eine Mutter mit drei kleinen Kindern im Supermarkt beim Einkaufen. Das Baby hatte sie im Tragetuch vor den Bauch geschnürt, die beiden Mädels ca. 5 und 7 Jahre schwirrten energiegeladen um die Mutter herum, die ihnen ein Spiel erklärte. Das Spiel hieß „Sparen“, d.h. die Mädchen sollten sich all das, was sie nicht kauften merken. So liefen die beiden durch die Regalreihen und kicherten, zeigten auf Produkte und sagten sich gegenseitig, das kaufen wir heute nicht, und das kaufen wir heute nicht, etc. Es war für sie ein großartiges Spiel, sie hatten bei diesem Ratespiel viel Spaß und die Mutter konnte in Ruhe ihre Einkäufe tätigen, auch eine Möglichkeit Kinder zum Spargedanken anzuleiten.
Sicherlich spielt es eine Rolle, wie und wann man ans Sparen herangeführt wurde und welche Rolle es in der eigenen Kernfamilie spielte.
Auch an dieser Stelle ist es nie zu spät für eine „glückliche“ Kindheit. Online gibt es vielfältige konkrete Anleitungen und mittlerweile ist „Kakebo“ auch bei uns angekommen. Da wird man fündig, wenn man denn will.
Ich denke, alles in Maßen und nicht in Massen sowohl im Sparen und auch im Ausgeben kann glücklich machen,denn das richtige Maß aller Dinge führt zum Glück.

 

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Illustration: Juliana Mestiço

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