Das bewegt: Werte.
Interview: Prof. Dr. Kathrin Rothenberg-Elder (KRE) im Gespräch mit Prof. Dr. Uwe Völkening (UV)
Portrait: Angelina Benedetti
Prof. Dr. Uwe Völkening ist ein „Urgestein“ an der DIPLOMA Hochschule. Er ist seit 1998 an der Hochschule und begleitet ihre Entwicklung als Organisator, Studienbetreuer und Lehrender, aber auch als Dekan, Vizepräsident und Leiter des Prüfungsamts wesentlich mit.
KRE: Lieber Herr Völkening, könnten Sie zwei, drei Werte nennen, die für Sie persönlich besonders wichtig sind? Und warum finden Sie diese wichtig?
UV: Die für mich wichtigsten Werte leiten sich aus dem obersten Leitbildbegriff der DIPLOMA ab: „Brücken bauen für den Erfolg“: Chancengerechtigkeit und Durchlässigkeit im Bildungssystem zu ermöglichen und Menschen durch besondere Studienmodelle akademische Weiterbildungsmöglichkeiten zu geben, die sie anderenfalls nicht ergriffen hätten. Ein geschätzter Kollege hat den Begriff „akademische Sozialisation“ verwendet, den ich für sehr treffend halte. Die Historie der DIPLOMA hat gezeigt, dass viele akademische Karrieren neben Beruf und Familie nach teilweise jahrelanger „Bildungsabstinenz“ durch unsere Fernstudienmodelle gestartet werden konnten. Dazu zählt auch die Förderung der Studienaufnahme durch Studierende ohne ursprüngliche Hochschulzugangsberechtigung, durch Eignungs- oder Begabtenprüfungen oder die Erteilung von Nachteilsausgleichen, die mir besonders am Herzen liegen.
Die Umsetzung eines qualitativ hochwertigen Studiensystems ist ein weiterer wichtiger Wert für mich. Studierende sollen durch die Bereitstellung der Dienstleistungen der DIPLOMA in die Lage versetzt werden, die Kompetenzen eines jeden Studiengangs gemäß den Bologna-Kriterien zu erwerben und dann auch im Berufsleben anwenden zu können um ihre Employability zu stärken. Und das in einem transparenten, verlässlichen und gerechten Lern- und Prüfungssystem. Letztendlich sind aber auch ökonomische Werte an einer privaten Hochschule von hoher Bedeutung. Es gilt, ein gutes Verhältnis zu schaffen, zwischen den für die Studierenden tragbaren Gebühren und dem für die Hochschule notwendigen Deckungsbeitrag. Ich denke, das war und ist immer ein Markenzeichen der DIPLOMA gewesen, hochwertige Bildungsleistungen bei sozialverträglichen Finanzierungssystemen anbieten zu können.
Wir wollen Chancengerechtigkeit und Durchlässigkeit im Bildungssystem ermöglichen.
KRE: Werte scheinen immer ein bisschen wie Luftballons in der Luft zu schweben, und nicht so viel mit dem Alltag an einer Hochschule zu tun zu haben, wie sehen Sie das? Wer lebt diese Werte? Oder sind sie nur eine Art dekorative Anhängsel?
UV: Die Werte sind keineswegs eine Dekoration und werden tagtäglich von allen Beteiligten im Studienalltag gelebt. Das geht vom Kanzler, der die Geschäftsführung sozialverträglich gestaltet, von der Präsidentin, die die Qualität der Studiengänge gewährleistet, über die Dekane und Lehrenden, die die Kompetenzvermittlung adäquat garantieren, bis hin zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Verwaltungseinheiten, die gerechte Studienaufnahmen und Prüfungen umsetzen. Letztendlich natürlich profitieren die Studierenden von Werten in ihrem Alltag im Lernprozess auf kurzen Kommunikationswegen.
KRE: Welche Werte oder welcher Wert sind Ihnen an der Hochschule besonders bedeutsam? Und warum?
UV: Mir ist der Wert der Förderung der Durchlässigkeit im Bildungssystem bzw. die akademische Sozialisation besonders bedeutsam. Gern erinnere ich mich unter anderem an die Worte in der Absolventenrede eines „Master of Business Administration“ auf einer akademischen Abschlussfeier, der über die mittlere Reife, Ausbildung, Meisterprüfung und unsere Eignungsprüfung die Zulassung zum Masterstudium bekam und hervorragend abgeschlossen hat: „Eine Kopie der Urkunde schicke ich an meinen früheren Englischlehrer, der mir das niemals zugetraut hätte“.
KRE: Haben sich diese Werte im Lauf der Jahre verändert?
UV: Grundsätzlich haben sich die genannten Werte im Laufe der Jahre nicht verändert – aber die Umsetzung schon.
KRE: Warum?
UV: Die fortschreitende Digitalisierung ist hier in erster Linie zu nennen, die sich die DIPLOMA aber schon als eine der ersten Hochschulen im Rahmen des Live-Online-Fernstudiums zunutze machen konnte. Das Streben der Studierenden nach zeitlicher und örtlicher Unabhängigkeit hat sich in den Jahren schon verändert – nicht erst durch die Corona-Pandemie.
KRE: Welcher Wert scheint Ihnen für die Zukunft der Hochschule besonders bedeutsam?
UV: Die Erreichung einer qualitativ hochwertigen Employability für die Studierenden durch ein ausgewogenes Angebot von mehr oder weniger spezifizierten Studienangeboten scheint mir besonders bedeutsam zu sein, um den Anforderungen der Arbeitsmärkte weiter entsprechen zu können. Aus den anfänglichen drei Diplomstudiengängen sind nun bereits über 30 Bachelor- und Masterstudiengänge erwachsen. Ich denke, da sind wir auf einem guten Weg. Durch politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen spielen die Umsetzung ökologischer und gesundheitlicher Werte zukünftig sicher ebenfalls eine größere Rolle als bisher.

Ehemaliger Vizepräsident und ehemaliger Leiter des Prüfungsamtes Prof. Dr. Uwe Völkening. Portrait gezeichnet von Angelina Benedetti.