Werte und Hochschulkultur: Nachhaltigkeit.
Interview: Dr. Carsten Kolbe im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Namokel
Portrait: Angelina Benedetti
Vom Schlagwort zum Handeln: Nachhaltigkeit an der DIPLOMA Hochschule? Ein Gespräch mit Prof. Dr. Michael Namokel, Vizepräsident der DIPLOMA Hochschule und Dekan des Fachbereichs Technik.
Carsten Kolbe (CK): Wie wird die DIPLOMA Hochschule nachhaltiger?
Michael Namokel (MN): Die Hochschule muss die Aktivitäten so abstimmen, dass die wichtigen Säulen der Nachhaltigkeit ineinandergreifen. Die erste Säule stellen die Emissionen und Stoffströme dar. Dazu gehört beispielsweise den Umfang des Ausstoßes klimaschädlicher Gase wie CO2 zu reduzieren, aber auch Papier einzusparen und Plastikmüll zu vermeiden – also das Stoffstrommanagement zu verändern. Da gibt es viele Dinge, die man tun kann. Und wenn man nach und nach all die Prozesse so anpasst, dass man sich in diesen Dingen signifikant verbessert, beziehungsweise neutral wird, dann ist das ganz sicherlich ein Beitrag dafür, um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen. Die zweite Säule ist natürlich, dass man über Nachhaltigkeit aufklärt. Wir vermitteln Wissen durch Studienhefte, Vorlesungen usw.. Wir brauchen in den Studiengängen Inhalte, Methoden und Modelle, die Nachhaltigkeit erklären, bewusst machen und umsetzungsorientiert sind. Im Fachbereich Technik wird dies im Modul „Regenerative Energie“ behandelt. Die dritte Säule, die aus meiner Sicht dazu gehört, ist ganz klar, dass die Hochschule sich engagiert und auch den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, sich in ihren Bereichen für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen. Wir handeln auf verschiedenen Ebenen und erreichen dadurch eine Hebelwirkung.
CK: Gibt es durch das Thema Nachhaltigkeit im Fachbereich Technik mehr Studierende und Forschungsaktivitäten?
NM: Die Antwort lautet für beide Fälle ganz klar: ja! Unser Schwerpunktmodul „Elektromobilität“ (Mechatronik) wird sehr stark nachgefragt. Da geht es um die Konzeption von Elektromobilen, alternative Verkehrsgestaltung und nachhaltige Energiewirtschaft. Diese neuen Konzepte werden am Markt stark nachgefragt, die Automobilhersteller stellen gerade auf Elektromobilität um. Die Mechatroniker beginnen deshalb vermehrt ein Studium an der DIPLOMA Hochschule.
Wir müssen uns von Vorstellungen lösen, die gestern noch richtig erschienen. Früher hieß es versorgungstechnisch gedacht, Hauptsache der Strom kommt in jedem Haushalt aus der Steckdose. Heute heißt es, komplex systemorientiert zu denken, um eine CO2-neutrale Mobilität zu erreichen, beispielsweise in Kombination mit Smart Grid Ansätzen (Intelligente Stromnetze kombinieren Erzeugung, Speicherung und Verbrauch) und regulativen Möglichkeiten zur Energienutzung.
Wir haben besondere Kompetenzen in der Elektromobilität und den nachhaltigen Vorgehensweisen und Prozessen im Bereich Logistik. Zusätzlich stellte die Covid-Pandemie neue Fragen an die Logistik. Wir sind wegen unseren Kompetenzen in der Nachhaltigkeit mit unserem Förderantrag zur Logistik der Zukunft auf der Basis von Elektromobilität in der engsten Auswahl für ein größeres Vorhaben. Schon alleine das ist ein Erfolg, bedenkt man welche „Schwergewichte“ sich mitbewerben.
CK: Allgemein akzeptiert ist der Grundsatz, wir dürfen nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben. Das aktuelle Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zur intergenerativen Gerechtigkeit sagt, dass die Politik konkreter werden muss. Aber ohne zwingende gesetzliche Maßnahmen kann sich jedes Unternehmen auch sagen, geht mich erstmal wenig an. Wie stellt sich die Situation jetzt für die private Hochschule DIPLOMA dar?
NM: Also ganz klar, wir sind ein Privatunternehmen und da gibt es natürlich Ziele, die auch geschäftlicher Natur sind. Eine Hochschule hat jedoch mehr als andere Unternehmen einen öffentlichen Auftrag und Anspruch. Wir werden uns im Sinne der drei Säulen, die ich erwähnte, nach und nach entsprechend positionieren.
Unterm Strich müssen Geschäft und Nachhaltigkeit zusammenfließen.
CK: Michael, du bist als Vizepräsident Mitglied der Hochschulleitung und kennst die Hochschule auch von innen sehr gut. Wie könnten die nächsten Schritte zu mehr Nachhaltigkeit bis zum Jahr 2030 an der DIPLOMA Hochschule aussehen?
NM: Nachhaltigkeit geht immer von Einzelpersonen aus. Das heißt, Nachhaltigkeit lebt davon, dass alle mitmachen. Studierende wie Mitarbeitende und andere Leistungsträger brauchen die Möglichkeit, zum Thema Nachhaltigkeit zu lehren und zu lernen, zu forschen und konkrete Projekte auf allen Ebenen zu realisieren. Ich sehe die Aufgabe der Hochschulleitung darin, Raum zu schaffen, um Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zu leben. Dies betrifft beispielsweise die Studienpläne, sowie diverse Initiativen und Bestrebungen nach innen wie auch außen.
Die Hochschulleitung hat die Aufgabe, Nachhaltigkeitsbestrebungen mit den Hochschulzielen zu verbinden.
Als Privatunternehmen brauchen wir Gewinn. Nur so können wir auch in Nachhaltigkeit investieren. Die Hochschulleitung ist sehr interessiert daran, wie man es schaffen kann, solche Dinge strategisch und operativ miteinander zu verbinden. Wir bitten Mitarbeitende, Projektleiter und -leiterinnen und alle die Vorschläge haben, an uns heranzutreten. Wir können aus den Vorschlägen dann Prioritäten entwickeln, welche die Nachhaltigkeit, den Zweck der Hochschule und die Gewinnerzielungsabsicht insgesamt Schritt für Schritt unterstützen und in eine neue, nachhaltigere Balance bringen.
CK: Zum Schluss Michael, was ist dein persönlicher Umwelttipp?
NM: Mein größter Tipp ist, halten wir die Augen offen. Wo kann ich Ressourcen schonen, beispielsweise Plastikmüll vermeiden, mehr Radfahren, weniger Ausdrucke verwenden? Wichtig ist auch zu schauen, welche Produktionsweisen und Lebensgewohnheiten belasten die Umwelt besonders – also beispielsweise die Fleisch- und Milchproduktion. Was kann und will ich ändern, welche Alternativen zum Ausprobieren finde ich? Langfristig haben auch viele kleine Dinge, die wir in unserem täglichen Leben und natürlich auch an unserem Arbeitsplatz ändern, große Effekte.
Als Hochschule können wir Wissen und Bewusstsein fördern, machbare und effiziente Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
Und persönlich meine ich, sollten wir immer neugierig und offen für Neues bleiben!

Vizepräsident und Dekan des Fachbereichs Technik: Prof. Dr. Michael Namokel. Zeichnung: Angelina Benedetti.