Sprachspiele und Killerphrasen: Sag's doch gleich!
Text: Matthias Weiss <weiss@matthiasweiss.online>, © 2022, für diese Nummer freundlicherweise überlassen Illustration: Antonia Rinck <info@antoniarinck.de> – Illustrationen sind im Rahmen der Creative Commons Lizenz zu verwenden
Obwohl wir dieselbe Sprache teilen, lauern Missverständnisse oft zwischen den Zeilen – erst recht, wenn wir einander heute immer häufiger nur noch als briefmarkengroße Kacheln auf dem Bildschirm begegnen. In diesem digitalen Miteinander zählt jede Nuance: Empathie und Präzision sind unerlässlich, um wirklich gehört und verstanden zu werden. Während offensichtliche „Killerphrasen“ wie „Das haben wir schon immer so gemacht“ oder „Das bringt doch eh nichts“ leicht als Gesprächsbremsen erkennbar sind, verbergen sich wahre Stolperfallen oft in scheinbar harmlosen Floskeln. Dieser Artikel enttarnt einige dieser sprachlichen Wölfe im Schafspelz – und zeigt, wie wir ihnen wirkungsvoll begegnen können.
„Das kann nicht sein.“
Ein wahrer Killer: Man erklärt die Aussage des Gegenübers schlicht für unmöglich. Machen Sie sich bitte bewusst, was dieser Satz transportiert, nämlich einfach „Was du sagst, ist Quatsch.“

Deshalb: Lassen Sie‘s! Ihr Gesprächspartner schildert sein Erleben, seine Wahrheit, und Sie sind genau nie in der Position, dem (auf welche Aussage auch immer) ein „Das kann nicht sein!“ entgegenzuhalten.
→ Was Sie sagen, wenn Sie das sagen: „Du erzählst Unsinn.“
→ Besser: „Das kann ich mir kaum vorstellen. Erklär es mir bitte näher.“
„Brauchst gar nicht weiter zu reden.“
Mit dieser Phrase unterbrechen eifrige Zeitgenossen gern, um zu versichern, dass sie einen bereits nach der Hälfte des Satzes verstanden haben. Und im Grunde ist es ja erfreulich, verstanden zu werden. Nur wenn mein Gegenüber es damit derart eilig hat, dann baut das weniger ein Gefühl des Verstandenseins auf als vielmehr schlicht Druck.

→ Was Sie sagen, wenn Sie das sagen: „Spar dir den Rest.“
→ Besser (nachdem Ihr Gegenüber den Gedanken zu Ende gebracht hat): „Ich versteh dich. Ich denke genauso darüber.“
„Das hatte ich dir ja schon mal gesagt.“
Diese Phrase ist perfekt, um sich Enttäuschung von der Seele zu reden und das Gegenüber in Abwehrhaltung zu bringen – sonst aber auch für nix. Allzu häufige Hinweise auf Fehler in der Vergangenheit sind seltenst eine Motivation für besseres Verhalten in der Zukunft. Und niemand ist noch offen für gerechtfertigte Kritik, wenn man ihn oder sie schon durch übermäßige Negativbotschaften mürbe gemacht hat.

→ Was Sie sagen, wenn Sie das sagen: „Du hast etwas falsch gemacht.“
→ Besser: „Das ist sehr wichtig. Lass uns das nicht vergessen.“
Dies waren nur drei Beispiele dafür, dass eine gemeinsame Sprache beileibe nicht vor Missverständigung bewahrt. Von höchster Bedeutung ist vielmehr ein Bewusstsein, ein Gespür dafür, wie eine gesendete Botschaft beim Empfänger ankommt. Um Verlust und Verirrung auf diesem Übertragungsweg möglichst gering zu halten, empfiehlt sich: Wissen Sie, was sie sagen.
Und sagen Sie, was Sie meinen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, verstanden zu werden und gibt allen Beteiligten – remote oder real – die Chance auf gelungene Kommunikation.