„Soziale Arbeit und Migration - Konzepte und Lösungen im Vergleich“ lautet der Titel des Buches, das Sie herausgegeben haben, würden Sie einmal in ein paar Sätzen erläutern, worum es in dem Buch geht?
In dem vorliegenden Band wird ganz konkret die Praxis der Sozialen Arbeit mit geflüchteten und migrierten Menschen reflektiert. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf vielversprechenden Konzepten und Methoden für Teilhabe und Integration von Flüchtlingen und Migrant/innen. Außerdem werden angemessene Handlungsstrategien im Umgang mit oftmals marginalisierten und traumatisierten Menschen diskutiert und dargelegt.
Welche Intention/welches Novum verfolgt gerade Ihre Neuveröffentlichung?
Die Intention des Sammelbandes ist es, aus einer mehrperspektivischen Betrachtungsweise die Soziale Arbeit mit Flüchtlingen und Migrant/innen zu reflektieren. Dies erfolgt beispielsweise aus einer sozialphilosophischen, einer professionstheoretischen, einer rechtlichen, einer sozialwissenschaftlichen, einer kindheitspädagogischen, einer sozialpädagogischen Perspektive. Das Handlungsfeld der Sozialen Arbeit mit Flüchtlingen und Migrant/innen ist derart komplex und mehrdimensional, dass diese verschiedenen Perspektiven notwendig sind. Das macht Soziale Arbeit auch aus, dass sie mehrperspektivisch ist in der Bearbeitung von sozialen Problemlagen. Ein Novum dieser Veröffentlichung ist auch, dass zwei Beiträge aus Russland vertreten sind, von Wissenschaftlerinnen der staatlichen Landesuniversität Moskau. Diese Beiträge zeigen den aktuellen Stand der Migrationsforschung in Russland.
Wie würden Sie die thematische Wertigkeit des Buches im Kontext der Flüchtlingsproblematik einstufen?
Die thematische Wichtigkeit oder auch Wertigkeit des Buches für die Flüchtlingshilfe sehe ich gerade in dem starken Praxisbezug und in der Darstellung von best practice Beispielen. In der Sozialen Arbeit mit Flüchtlingen und Migrant/innen läuft schon vieles sehr gut, was Konzepte von Integration und Teilhabe angeht. Es geht darum, diese bereits vorhandene, erfolgreiche Praxis auch sichtbar zu machen. Leider wird in den Medien viel zu wenig über das Positive und Erfolgreiche in der Flüchtlingshilfe berichtet, sondern eher das Problematische thematisiert. Dies wird in dem Sammelband natürlich auch aufgegriffen, beispielsweise der Umgang mit minderjährigen verheirateten Paare. Aber dazu werden Lösungswege aufgezeigt und vor allem, welche Rolle und Aufgabe Soziale Arbeit in diesem Kontext hat.
Sie sind Herausgeberin des Buches. Welche Rolle bzw. welche Aufgaben haben Sie im Entstehungsprozess des Buches eingenommen/übernommen?
Der Entstehungsprozess dieses Buches startete während der Vorbereitung zur ersten internationalen Fachtagung zu diesem Thema in Bad Sooden-Allendorf Ende November 2017. Der Studiengang Soziale Arbeit hat seit März 2017 eine Kooperation mit dem Lehrstuhl für Soziale Arbeit der staatlichen Landesuniversität Moskau (MGOU). Die Tagung war sozusagen die erste Aktivität der Kooperation. Für die Tagung habe ich einen Call for Paper für die Lehrenden der Sozialen Arbeit an beiden Hochschulen verfasst und versendet. Daraufhin haben sich verschiedene Referent/innen gemeldet, die einen Vortrag auf der Tagung gehalten haben. In einem zweiten Schritt habe ich die Referent/innen für einen Beitrag in einem Sammelband angefragt. Nicht alle auf der Tagung vertretenen Referent/innen haben einen Beitrag eingereicht, es sind auch neue Beiträge hinzugekommen. Von Wissenschaftler/innen aus dem Netzwerk der Sozialen Arbeit. Dadurch ist thematisch noch einmal ein ganz anderes Format entstanden als die Tagung. Meine Aufgabe dabei war, die Beiträge zu sichten, die Autor/innen auch inhaltlich und thematisch zu beraten und zu begleiten. Ganz am Anfang stand natürlich die Suche nach einem Verlag. Anschließend ging es um das Redigieren der Beiträge. Es war ein langer Prozess von mehrmaligen Lesen, Gespräche mit den Autor/innen etc. Unterstützt wurde ich von unseren beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen Frau Dr. Sabine Zohry und Herrn Dr. Dirk Wassermann und von meinem Mann, Herrn Prof. Dr. Volker Brinkmann.
Worauf haben Sie bei der Autoren-Auswahl und bei dem Aufbau der einzelnen Autorenbeiträge geachtet?
Bei der Auswahl der Autor/innen habe ich darauf geachtet, dass die Beiträge thematisch in den Sammelband passen. Beim Aufbau der einzelnen Beiträge habe ich auf die logische Stimmigkeit geachtet. Den Band habe ich thematisch in fünf Bereiche unterteilt: Migration, Gesellschaft und Profession; Migration, Recht, Teilhabe und Resilienz; Migration, Arbeitsmarkt und Bildung; Migration im Kontext von Familie, Kinder- und Jugendhilfe; Interkulturelle Soziale Arbeit, Beratung und sozialräumliche Perspektiven im Kontext von Flucht und Migration. Die einzelnen Beiträge wurden jeweils den fünf Bereichen zugeordnet.
Ich habe gesehen, dass zahlreiche Mitarbeitende der DIPLOMA Hochschule an der Entstehung des Buches beteiligt waren und Beiträge verfasst haben. Für Studierende welcher Studiengänge und/oder mit welchen Interessen und Berufszielen könnte ihr Buch besonders interessant und hilfreich sein?
Das Buch ist erstmal für alle Studierende interessant, die sich mit dem Thema Flucht, Migration und Integration auseinandersetzen oder sich damit beschäftigen wollen. Es ist auch für diejenigen interessant, die mehr über die rechtlichen Rahmenbedingen erfahren wollen. Oder auch über die Aufgabe von Sozialer Arbeit. Das Buch eignet sich natürlich besonders für diejenigen, die später in ihrem Beruf mit Flüchtlingen arbeiten werden, sei es in den Gesundheitsberufen, oder in den früh- und kindheitspädagogischen Arbeitsfeldern oder in der Sozialen Arbeit. Da in Deutschland nahezu jede/r fünfte Bürger/in einen Migrationshintergrund hat, ist das Buch eigentlich für jeden hilfreich, der mehr über die Lebensbedingungen und den Erfahrungshintergrund dieser Menschen wissen möchte. Das Buch bringt die Geschichten geflüchteter und migrierter Menschen auf jeden Fall näher.
Was erhoffen Sie sich für die Profession der Sozialen Arbeit durch den von Ihnen aufgearbeiteten Vergleich der Konzepte und Lösungen?
Durch die in den Band aufgezeigten Konzepte, methodische Herangehensweisen und Lösungen für eine gelingende Integration soll einerseits dargestellt werden, was in der Praxis funktioniert. Andererseits soll natürlich auch deutlich gemacht werden, woran weitergearbeitet werden muss, beispielsweise die hohe Relevanz von Hilfen für junge Volljährige, die immer wieder von Kürzungen betroffen sind. Oder auch die unterschiedlichen Rechtsgebiete im Bereich der Hilfen für unbegleitete geflüchtete Kinder und Jugendliche. Insgesamt erhoffe ich mir mit der Herausgabe dieses Buches für die Profession der Sozialen Arbeit eine Rückbesinnung auf ihre originären Aufgaben im Sinne ihrer anwaltlichen Funktion, dass sich Soziale Arbeit stets für die Rechte ihrer Adressat/innen einsetzt.
Ab dem 5. April läuft auf Facebook eine Verlosungsaktion von fünf Ausgaben des Buches. Zu den Teilnahmebedingungen gelangen Sie hier.