Herzlich willkommen zur Forschungsstelle für experimentelle Physio- und Ergotherapie. Hier erhalten Sie Informationen zu Forschungszielen, Veröffentlichungen, Forschungsthemen u.a.
Forschungsleiter
Curriculum Vitae
geboren 1943 in Augsburg / 1963 Abitur am Humanistischen Gymnasium bei St. Anna in Augsburg / 1963-68 Studium der Physik an der Technischen Universität München; Abschluss als Diplom-Physiker / 1968-70 Promotion zum Dr. rer. nat. am Institut für Technische Elektronik der Technischen Universität München / Sommersemester 1970 überbrückende Anstellung am Institut für Nachrichtentechnik der Technischen Universität München / 1970-78 Wissenschaftlicher Angestellter an der Forschungsstelle für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin der Ludwig Maximilian Universität München / 1979-80 Wissenschaftlicher Angestellter in der Abteilung für Vergleichende Neurobiologie der Universität Ulm; DFG-Projekt “Neuronale Mechanismen des Verhaltens“ / 1980 Berufung als Professor für Physiologische Psychologie und Neuropsychologische Methoden an die Universität Konstanz / 1981 Abschluss einer externen Habilitation an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilian Universität München; Nachweis der Lehrbefähigung für das Fach „Neurobiologie“ und Verleihung des Titels Dr. med. habil. / 1998 Aufnahme einer Lehrtätigkeit in den Fächern Physiologie, Biologie, Neurologie, Mathematik und Statistik am Studienzentrum Friedrichshafen der Privaten Fachhochschule Nordhessen. Mitwirkung am Aufbau von Diplomstudiengängen für Ergo- und Physiotherapeuten. Einrichtung einer Forschungsstelle für Experimentelle Ergo und Physiotherapie / 2004 Bestellung als Professor am Studienzentrum Friedrichshafen der Privaten Fachhochschule Nordhessen, durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft; Leiter der Forschungsstelle für Experimentelle Ergo- und Physiotherapie am Studienzentrum Friedrichshafen der FH Nordhessen / 2007 Einrichtung eines Forschungsprogramms zur Frührehabilitation von Schlaganfallpatienten in Zusammenarbeit mit der Stroke-Unit des Klinikums Friedrichshafen. / 2014 Mitbegründer und Geschäftsführer der Firma CortXsensorics, Neuro Prosthetic Systems, Spaichingen.
Forschungsziele
Mit dem Beginn des Wintersemesters 2007/2008 wurden im Studienzentrum Friedrichshafen der Privaten Fachhochschule Nordhessen Studiengänge für Medizinalfachberufe eröffnet. Die Vorlesungen werden an Wochenenden abgehalten, so dass diese Studiengänge auch berufsbegleitend begangen werden können.Das Studium schließt mit der Vorlage einer selbständigen, wissenschaftlichen Arbeit ab, deren Ausführung von einem Dozenten der Hochschule begleitet und schließlich bewertet wird. Während Studenten eine solche Bachelor- oder Masterthesis anfertigen, lernen sie durch eigenes Handeln, wissenschaftliche Methoden und Arbeitsweisen auf praxisnahe Probleme ihres Faches anzuwenden. Die Themen der Abschlussarbeiten können aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens oder medizinisch-naturwissenschaftlichen Anwendungsbeispielen gewählt werden. In diesem letztgenannten Bereich sammeln die Studenten meist Beobachtungsdaten von Patienten, die sie selbst in einer Praxis oder einer klinischen Einrichtung behandeln. Die Daten werden mit Hilfe mathematisch-statistischer Methoden aufbereitet und die Ergebnisse im Bezug zu anderen, bereits veröffentlichten Studien interpretiert. Sofern eine Abschlussarbeit interessante Ergebnisse liefert, wird ihre Autorin bzw. ihr Autor darin unterstützt, diese in einer Fachzeitschrift zu veröffentlichen. Wie auch in anderen Hochschulinstituten üblich, können zu einem klinisch relevanten Generalthema mehrere Abschlussarbeiten vergeben werden, von denen jede einen Aspekt der übergreifenden Fragestellung behandelt. In den letzten Jahren wurde ein solches Forschungsvorhaben über die Frührehabilitation von Patienten mit Schlaganfällen in Zusammenarbeit mit der „Stroke Unit“ des Klinikums Friedrichshafen verwirklicht. Die Ergebnisse wissenschaftlicher Teilstudien, die als Bachelor- oder Masterarbeiten in Zukunft zu vergeben sind, können später in einer größeren Fachpublikation gebündelt werden. Der Ausrichtung, Betreuung und Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten aus den medizinisch-naturwissenschaftlichen Anwendungsbereichen dient die an diesem Studienort eingerichtete Forschungsstelle für Experimentelle Ergo- und Physiotherapie. Sie wird von dem Neurobiologen Prof. Dr. Alfred Meier-Koll geleitet.
Forschungsschwerpunkte und -themen
Aktuelles Studienprojekt der Forschungsstelle für experimentelle Ergo- und Physiotherapie
Elektrische Anregung von Phantomempfindungen für amputierte Gliedmaßen Ein 25-jähriger Schüler einer Berufsfachschule hatte sein rechtes Bein infolge eines winterlichen Verkehrsunfalls eingebüßt. Die zerquetsche Masse musste einige Zentimeter unterhalb seines Knies amputiert werden. Seitdem bewegt sich der Patient mit Hilfe einer Beinprothese. Als eines Tages seine Katze verschiedene Stellen seiner rechten Hand leckte, fühlte er zu seinem Erstaunen einzelne Teile seines verlorenen Beines wieder. Diese Beobachtung lieferte den Ansporn an ihm ein Phänomen genauer zu beobachten, das auch von vielen anderen Körperversehrten beschrieben wird, der Wahrnehmung von Phantomgliedern.
Was war nach der Amputation der Beines geschehen, dass Pinselstriche über bestimmte Stellen der Handinnenfläche geführt ähnlich der leckenden Katzenzunge Phantomempfindungen für Ferse, Fußgewölbe und Ballen des verlorenen Beines auslösten?
Die Amputation einer Extremität unterbricht Nervenbahnen, die in einem besonderen Feld der Hirnrinde enden. Weil durch diese Bahnen keine Nervenimpulse mehr geleitet werden, zerfallen deren Kontaktstellen an den Nervenzellen des Zielgebietes der Hirnrinde. Sie werden teilweise von neuen Kontaktstellen ersetzt, die Faserverbindungen aus benachbarten Rindenfeldern anlegen. So können beispielsweise nach der Amputation des rechten Fußes, die von der rechten Hand ausgehenden und in das entsprechende Handfeld der Hirnrinde leitenden Nervenbahnen mit Endverzweigungen in das benachbarte, brachliegende Fußfeld der Hirnrinde einwachsen und dort Kontakte mit dessen Nervenzellen schließen. Berührungen eingrenzbarer Hautzonen der rechten Hand lösen folglich nicht nur Empfindungen für die Berührung der Hand, sondern auch Empfindungen für einzelne Teile des Fußes aus.
In Fortsetzung unserer Einzelfallstudie zeigte sich, dass auch schwache, elektrische Impulsströme auf die entsprechenden Stellen der Handinnenfläche geleitet die gleichen Phantomwahrnehmungen hervorrufen. Mit Hilfe eines tragbaren Impulsgenerators, der von zwei Kontaktsensoren im Ballen- und Fersenteil der rechten Schuhsohle gesteuert wurde, konnten entsprechende Stromkreise zu den rezeptiven Feldern für Ballen und Ferse der Handinnenfläche im Takt des Schreiten geschlossen und geöffnet werden (Siehe Abbildung). Der versehrte junge Mann hatte dabei das Gefühl mit zwei intakten Beinen zu laufen.
Da sich nach der Amputation einer Extremität und der damit verursachten Durchtrennung von Nervenbahnen, die beschriebene Reorganisation in brachliegenden Funktionsfeldern der Hirnrinde abspielt, ist damit zu rechnen, dass auch anderen körperversehrten Menschen an Stellen ihrer Körperoberfläche rezeptive Felder heranwachsen, von denen sich mit Hilfe elektrischer Reizimpulse gezielt Phantomempfindungen für einzelne Teile der verlorenen Extremität auslösen lassen. Gegenwärtig wird im Rahmen einer Feldstudie die Praktikabilität des beschriebenen Phantomstimulators an einer größeren Anzahl beinversehrter Personen erprobt.
Schrittgesteuerter Phantomstimulator für Teile einer unteren Extremität:
A) Elektrodenpaare in je einem rezeptiven Feld der Innenhand, von dem sich Phantomempfindungen für ballen und Ferse des verlorenen Fußes auslösen lassen.
B) Impulsgenerator mit Funkempfänger
C) Sender am Schaft der Prothese
D) Schuhsohle mit Kontaktsensoren im Ballen- und Fersenteil.
Das Deutsche Patent- und Markenamt München hat den hier beschriebenen Phantomstimulator, eine Vorrichtung zur Anregung von Phantomempfindungen für amputierte Gliedmaßen als Gebrauchsmuster Nr. 20 2011 002 819.4 registriert.
Veröffentlichungen und Monografien
Hier finden Sie Veröffentlichungen der Forschungsstelle sowie demnächst auch ausgewählte und von der Forschungsstelle betreute Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten.