Bianca Odenthal studiert im sechsten Semester Grafik-Design. Sie war federführend bei der Entwicklung und der Gestaltung des VStudy-Ratgebers "So überlebst du ein virtuelles Studium". Ein Magazin von und für Studenten. Wir haben ihr dazu ein paar Fragen gestellt.
Wie ist in der Gruppe des Gestaltungsprojektes die Idee zum Thema des Magazins entstanden?
Herr Lanig hat die Idee an uns herangetragen, ein Magazin als Gruppe zu gestalten und nicht wie sonst üblich jeder eines für sich. Das Magazin sollte eine Hilfe für andere Studenten sein. Jeder von uns hat sich dann aber sein Thema selbst ausgesucht. Etwas, das er gerne an andere weitergeben und teilen möchte um eine Hilfestellung zu geben oder Mut zu machen.
Dem Redaktionsteam (wir waren zu dritt) oblag damals dann die Koordination der Beiträge, der zeitliche Ablauf und die Verteilung der Aufgaben. Damals haben wir viel via Abstimmung beschlossen (wie das Farbschema oder das Titelblatt), da dies ein Gemeinschaftsprojekt war, sollten auch alle daran beteiligt werden. Jeder hat z.B. ein Farbschema und Titelblatt eingereicht und die Mehrheit hat entschieden, welches es wird. Auch die Typographie ist so zustande gekommen. Die Kategorisierung der Inhalte haben wir dann als Redaktionsteam erarbeitet.
Gab es spezielle Situationen in Ihrem (oder auch dem der anderen Teilnehmer) virtuellen Fernstudium, die Sie als „Anlass“ für dieses Magazin genommen haben?
Für mich persönlich ist meine chronische Krankheit und die damit verbundene Erwerbsunfähigkeit Grund für mein Thema gewesen.
„Studium trotz Handicap“.
Ich möchte anderen zeigen, dass es trotz gesundheitlicher Einschränkungen möglich ist, zu studieren, wenn man nur dranbleibt. Natürlich ist es auch für mich nicht immer einfach. Im letzten Semester musste ich einige Abgaben schieben, da ich gesundheitlich leider nicht so leistungsfähig war, wie ich es gewollt hätte. Aber auch das geht vorüber und die meisten Dozenten nehmen gerne Rücksicht und kommen einem mit der Abgabe entgegen.
Worin sehen Sie persönlich die Herausforderung in einem virtuellen Studium?
Die größte Herausforderung ist für mich das „Selbstlernen“ und, dass man für sich allein ist und wenig Kontakt zu seinen Kommilitonen hat. Es gab Phasen, da habe ich mich ziemlich allein mit dem Studium gefühlt und hätte mich gerne mit einer Kommilitonin getroffen, aber leider macht das die Entfernung nicht immer möglich. Klar kann man sich online treffen und sich unterhalten oder sich via Chat austauschen, aber es ist nicht dasselbe wie sich „real“ zu treffen oder direkt vor Ort gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Auch die Motivation ist so eine Sache, teilweise bleibt sie auf der Strecke. Man braucht auf jeden Fall eine Menge Selbstdisziplin.
Inwiefern haben diese Herausforderungen eine Rolle bei der Umsetzung des Magazins gespielt?
Wir haben schnell gemerkt, dass so ein großes Teamprojekt via Fernstudium doch gewisse Schwierigkeiten birgt. Das ganze Projekt war anfangs ein riesen Chaos und eine große Herausforderung. Es hat mich persönlich an meine eigenen Grenzen gebracht und mir sehr viel über mich selbst gelehrt. Und es hat mir gezeigt, wie wichtig Kommunikation im Onlinestudium ist.
Absprachen waren schwierig. Es hätte geholfen, sich mal Vorort zusammenzusetzen um Dinge zu besprechen oder zu erledigen. Via Chat wird schnell mal was missverstanden. Man war es durch vorherige Module gewohnt, für sich allein zu arbeiten und viele erledigen die Sachen erst kurz vor Semesterende, was aber in einem Teamprojekt natürlich nicht möglich ist. Da muss viel abgesprochen werden, Zwischenergebnisse gezeigt werden… und und und.
Dazu kam, dass von ursprünglich drei Redaktionsmitgliedern, am Schluss nur noch ich übrig war. Bei einer Kommilitonin ging der PC kaputt (wäre es ein reguläres Studium gewesen, wäre das nicht so fatal gewesen) und eine andere hatte aufgrund von persönlichen Problemen kaum noch Zeit. In einem „normalen“ Studium kann man auf solche Situationen sicher flexibler reagieren.
Ich war froh, als Herr Lanig mich gefragt hat, ob ich Lust hätte, das Magazin nochmal zu überarbeiten um es als Produkt für die Diploma zur Verfügung zu stellen. Das jetzige Magazin hat mit dem, wie wir es in der Gruppe erstellt haben, nicht mehr viel zu tun. Das Farbschema ist komplett anders, es sind andere Beiträge hineingekommen und andere herausgeflogen, das Raster und die Typo ist ebenfalls überarbeitet.
Worauf haben Sie bei der grafischen Umsetzung geachtet? / Welche Inhalte des Grafik-Design Studiums konnten Sie mit einbringen/umsetzten?
Ich fand es wichtig, eine eigene Symbolsprache zu haben, wie wir sie in Semantik gelernt haben. Die Symbole dazu wurden auch von zwei Kommilitonen entwickelt. Das Modul Semantik lässt grüßen. Frau Langner ist eine hervorragende Dozentin die uns nicht nur in Semantik alles Wesentliche gelehrt hat, sondern uns auch den ersten Teil des Moduls Typographie geleitet hat. Sie schafft es wirklich einen zu begeistern, zu motivieren und über seine Grenzen hinaus zu gehen. Sie winkt nichts einfach durch, sondern bringt einen dazu Dinge zu hinterfragen und auch mal abseits der bequemen Wege zu gehen.
Die Semantik hat mich sehr stark bei der Gestaltung geleitet. Die Auswahl und das Setzen der Schrift, die Mikro- und Makrotypographische Aufarbeitung, das alles sind ja Inhalte des Studiums und waren bei dem Projekt natürlich sehr hilfreich.
Sie sind jetzt im sechsten Semester. Was würden Sie Interessenten oder Erstsemestern für das virtuelle Studium mit auf den Weg geben?
Ihr schafft es, wenn ihr wirklich wollt: Mit viel Selbstdisziplin und Opferbereitschaft. Man muss sich bewusstmachen, dass man für die nächsten 3 Jahre auf viel Freizeit verzichtet. Die Vorlesungen sind samstags und die Tutorien abends, dazwischen muss man viel für die Projekte arbeiten. Bleibt in Kontakt und unterstützt euch gegenseitig so gut ihr könnt. Whatsapp oder Facebook-Gruppen sind da hilfreich.
Mir hilft es immer wieder, wenn ich mir klarmache, warum ich das mache und mir mein Ziel vor Augen halte.
Das Magazin "durchblättern" können Sie hier.
Das Youtube-Interview mit Bianca Odenthal können Sie hier ansehen.